Lateinamerika und Karibik

Seit Jahren verläuft der Transformationsprozess in vielen lateinamerikanischen und karibischen Staaten ziellos, ohne klare Richtung. Es herrscht ein deutlicher Trend zu politischer Instabilität und zur Erosion der Demokratie, oftmals verursacht durch personalisierte Führungsstile von Populisten, insbesondere in Brasilien, Mexiko und El Salvador. Dieser Trend wird durch die extreme Polarisierung von Exekutive und Legislative sowie durch Bemühungen, die Unabhängigkeit der Justiz zu schwächen, noch verschärft.

Ökonomisch gesehen war der Untersuchungszeitraum von einer Phase der Erholung nach der Corona-Pandemie und den negativen Auswirkungen des russischen Krieges gegen die Ukraine geprägt. Besonders besorgniserregend waren die steigenden Energie- und Lebensmittelkosten, die fast allen Ländern zur Last fielen. Darüber hinaus gibt es einen beunruhigenden Trend der „negativen Stagnation“ in Bezug auf sozioökonomische Entwicklungsniveaus. Armut, Arbeitslosigkeit und unzureichende Bildung sind in der Region gestiegen.

Bemühungen, diese Probleme zu adressieren, stehen großen Herausforderungen gegenüber, angesichts der erodierenden Einigkeit über Reformziele und mächtiger Vetogruppen, die Fortschritt behindern. Schwache Regierungsführung und das Unvermögen der Regierung, mit Spaltungen und Konflikten ihrer Bevölkerung wirksam umzugehen, zählen zu den Ursachen für rückläufigen Trends in den BTI-Bewertungen. Abgesehen von Honduras und Kolumbien sind positive Entwicklungen in der Regierungsführung schwer auszumachen. Uruguay, Chile und Costa Rica haben eine bemerkenswerte Widerstandsfähigkeit bewiesen und konnten ihre relativ hohen BTI-Rankings halten.

Solange sich kein Konsens über mittel- und langfristige Ziele und eine klare politische Vision für eine integrative Entwicklung abzeichnet, wird es für viele Länder in Lateinamerika und der Karibik schwierig sein, nicht von einer Krise in die nächste zu stolpern.