Trotz einiger Herausforderungen blieb die Koalitionsregierung stabil. In der ersten Hälfte des Jahres 2021 stand die Regierung vor der unmittelbaren Aufgabe, die Bevölkerung gegen COVID-19 zu impfen. Pandemische Maßnahmen wie der Impfpass lösten eine Reihe von Protesten gegen das politische Establishment aus. Im Sommer 2021 kam es zu einer Grenzkrise zwischen der EU und Belarus, als Hunderte von Migrant:innen aus dem Nahen Osten und Afrika begannen, litauisches Staatsgebiet zu betreten. Die Regierung reagierte mit einer Pushback-Politik, die Kritik von Menschenrechtsorganisationen hervorrief.
Der Beginn des russischen Krieges gegen die Ukraine im Februar 2022 veranlasste das litauische Parlament, den Notstand auszurufen und die Entscheidung der Regierung, die Verteidigungsausgaben zu erhöhen, einmütig zu unterstützen. Der kriegsbedingte Anstieg der Energie- und Gaspreise sowie die steigende Inflation haben die Bevölkerung stark belastet. Als Reaktion darauf hat die Regierung ein umfangreiches Entlastungspaket geschnürt.
Der Regierung gelang es, einige der geplanten Reformen auf den Weg zu bringen, insbesondere die Reform der öffentlichen Verwaltung und die Neugestaltung der Sekundarschulbildung. Die Einführung der gleichgeschlechtlichen Ehe scheiterte jedoch. Das relativ hohe Maß an sozioökonomischer Ungleichheit, die sich abzeichnende „Middle Income Trap“ und die Korruption sind weiterhin drängende Probleme für die Regierung.