Nach zwei Parlamentswahlen im Jahr 2021 wurde eine ungewöhnlich zusammengesetzte Koalitionsregierung gebildet, die nur sechs Monate später nach einem Misstrauensvotum zerbrach. Aus den vorgezogenen Neuwahlen im Jahr 2022 ging ein erneut zersplittertes und polarisiertes Parlament hervor. In der Zwischenzeit hat die politische Krise den Präsidenten, der geschäftsführende Regierungen ernennt, zu einem ungewöhnlich starken Akteur gemacht.
Bulgarien wies nach der COVID-19 Pandemie eine hohe Wachstumsrate auf, die selbst die optimistischsten Prognosen übertraf. Trotz der schwierigen Umstände konnte die makroökonomische Stabilität im Großen und Ganzen aufrechterhalten werden. Auch bei der Reform der sozialen Sicherungssysteme wurden Fortschritte erzielt.
Der Beitritt zur Eurozone wurde zu einer langfristigen Priorität für Bulgarien erklärt. Die wechselnden bulgarischen Regierungen waren jedoch nicht in der Lage, ihren EU-Partnern eine kohärente Version der wichtigsten strategischen Prioritäten zu präsentieren, und sowohl die amtierenden als auch die neuen politischen Parteien stellten das Engagement Bulgariens für die Politik und die Werte der EU offen in Frage. Darüber hinaus war es ohne eine funktionierende Legislative schwierig, die vielen Aufgaben effizient zu erfüllen.