Seit der Niederlage im zweiten Berg-Karabach-Krieg im Jahr 2020 ist Armenien von anhaltender politischer Instabilität geprägt. Bei den vorgezogenen Parlamentswahlen im Juni 2021 wurde die Regierung von Nikol Pashinyan bestätigt. Der Sieg der Regierungspartei kam unerwartet, insbesondere angesichts der ihr zugeschriebenen Schuld an der militärischen Niederlage. Als die armenische Regierung im Frühjahr 2022 Zugeständnisse an Forderungen Aserbaidschans andeutete, regte sich Widerstand.
Die Reaktion auf Aserbaidschans Angriff im September 2022 und die Einnahme von Berg-Karabach, die gegen das Waffenstillstandsabkommen von 2020 verstieß, löste öffentliche Empörung aus. Außenpolitische Priorität hat die Aufhebung der Blockaden durch die Türkei und Aserbaidschan sowie die Verbesserung des außenpolitischen Umfelds. Die innenpolitische Reformagenda Armeniens wurde durch verzögerte Strategieentwicklungen und externe Herausforderungen behindert.
Armeniens Wirtschaft verzeichnete ein robustes Wachstum, getrieben durch Konsum und die Zuwanderung von russischen, ukrainischen und belarussischen IT-Experten. Jedoch bedrohen ein schwächelnder Industriesektor, Veränderungen im Finanzsystem und externe Risiken wie der Konflikt in der Ukraine und die weltweite Konjunkturabschwächung die Stabilität.